Der Umgang mit Angsthunden ist keine einfache Sache. Es ist viel Fingerspitzengefühl und Geduld von Nöten, einen Angsthund zu stärken und ihm Selbstvertrauen zu verschaffen. Wie Du mit einem Angsthund am besten umgehst und ihr gemeinsam an seiner Angst arbeiten könnt erfährst Du hier. Zu erst aber gilt es herauszufinden, was die Gründe für das ängstliche Verhalten sind.
Was sind Gründe für ängstliches Verhalten bei Hunden?
In der Regel haben Hunde mit einem stark ausgeprägtem Angstverhalten einen Mangel in ihrem Leben erlitten. Sie haben schlechtes erlebt oder schlechtes erlernt. In seltenen Fällen kann die Angst auch Rasse bedingt oder vom Wesen des Hundes abhängig sein. Eine zu frühe Trennung von der Mutter kann oftmals ein Grund für Angst bei Hunden sein.
Auch der Mangel an Sozialkontakten ist ein Faktor der große Angst bei Hunden auslösen kann. Hierzu können unter anderem auch Straßenhunde zählen, die kaum positiven Kontakt zu Menschen erfahren konnten. Falsche und mangelnde Erziehung, sowie körperliche Misshandlung durch den Menschen sind ebenfalls stark ausschlaggebend wie sich ein Hund verhält. Des Weiteren sind Hunde aus schlechter Haltung und nicht tiergerechtem Umgang, sowie Hunde die unter Dauerstress stehen oftmals stark traumatisiert.
Gesundheitliche Einschränkungen wie Schmerzen oder eine schlechte Hör- und Sehfähigkeit können Hund ebenfalls verängstigen. Je nachdem was ein Angsthund durchlebt hat, kann das Trauma mit viel Zeit und Geduld behandelt und langsam abtrainiert werden. Im Vorfeld gilt es aber die Angst richtig zu deuten, bevor man daran arbeiten kann.
Ängstliche Körpersprache und Situationen richtig deuten
Da Hunde nicht mit uns sprechen können, kommunizieren sie über ihre Körpersprache mit uns. Daher ist es wichtig, dass Du lernst diese Körpersprache richtig zu deuten und zu lesen. Nur so ist es dir möglich an den Situationen zu arbeiten und diese richtig zu entschärfen.
Hunde die vor etwas Angst haben, können viele unterschiedliche Verhaltensmuster an den Tag legen. Man erkennt Angst an folgenden Anzeichen:
- Zittern
- geduckte oder erstarrte Körperhaltung
- eingeklemmte oder eingeknickte Rute
- geduckter Kopf
- Vermeiden von Blickkontakt
- angelegte Ohren
- sich entfernen
- Hecheln
- Herzrasen
- Winseln und Schreien
- defensives knurren um jemanden auf Abstand zu halten
- Beissen wenn die Warnung des Knurrens ignoriert wurde
- Wenn Dein Hund diese Verhaltensmuster in gewissen Situationen zeigt, ist davon auszugehen, dass ihm diese Angst bereiten.
Wie geht man am besten mit Angsthunden um?
Zeigt ein Hund überdurchschnittlich viel Angst, muss zuerst einmal die Ursache geklärt werden. Seit wann besteht die Angst? In welchen Situationen bekommt der Hund Angst? Wann genau tritt die Angst auf und mit was kann sie verknüpft werden?
Wenn dir die Vorgeschichte des Hundes bekannt ist, fällt es meist nicht schwer die Gründe für das ängstliche Verhalten zu kennen. Gerade bei Straßen- und Tierheimhunden kann man oftmals davon ausgehen, dass diese eine schlimme Vorgeschichte haben und daher auf gewisse Situationen ängstlich reagieren.
Tritt die Angst erst seit kurzem auf sollte man beim Tierarzt abklären, ob gesundheitliche Probleme die Ursache sein könnten.
Da Hunde sehr sozial sind und sich an ihre Bezugspersonen anpassen, gilt es in erster Linie immer souverän und gelassen zu bleiben. Reagierst Du als Halter eines Hundes in gewissen Situationen ängstlich oder gar gestresst, überträgt sich dies auch auf Deinen Vierbeiner. Daher brauchen Angsthunde eine souveräne Führung, auf die sie sich verlassen können.
Oftmals kann auch ein souveräner und ruhiger Zweithund Abhilfe schaffen, da sich der Angsthund an diesem orientiert.
Wenn es zu einer Angstsituation beim Hund kommt, darfst Du den Hund nicht in seinem Verhalten bestärken. Daher solltest Du ihn in keinem Fall trösten oder beschimpfen. Bleibe am besten gelassen und führe Deinen Hund bestärkend aus dieser Situation heraus.
Außerdem solltest Du darauf achten, dass der Hund die Körpersprache des Menschen oft anders deutet und ihn in eine unangenehme Situation bringen kann.
Hierzu zählen zum Beispiel das Über den Hund Beugen, der direkte Blickkontakt in die Augen oder schnelle Bewegungen. Durch eventuell schlechte Erfahrungen kann dies zu Missverständnissen bei Angsthunden führen. Viele Angsthunde mögen es auch nicht wenn man sie am Kopf oder Rücken berührt. Daher gilt größte Vorsicht beim Umgang mit Angsthunden, denn für uns scheinbar normale Handlungen können für den Vierbeiner bedrohlich sein und zu gefährlichen Situationen führen.
Daher musst Du einen Angst Hund mit viel Konsequenz und Ruhe erziehen. Er muss dich als Ranghöheren akzeptieren, der für ihn die Entscheidungen trifft und den Stress automatisch abnimmt.
Einfache Übungen wie das Vorausgehen beim Verlassen der Wohnung oder das Passieren von gefährlichen Gegenständen oder Artgenossen kann dem Hund Sicherheit vermitteln.
Ein Angsthund sollte immer an der Leine geführt werden, da er schnell weglaufen könnte wenn er in eine Angstsituation gerät. Des Weiteren sollte er nicht alleine auf der Strasse gelassen werden. Das Warten vor einem Geschäft, kann zur Tortur für den Angsthund werden und diese weiter bestärken.
Je nach Art der Angst und der Geschehnisse, kann es helfen gewissen Situationen die Bedrohlichkeit zu nehmen indem man sie ignoriert. Hier wird der Hund nicht mit seiner Angst alleine gelassen, es wird lediglich durch das Weitermachen alltäglicher Dinge vermittelt, dass er keine Angst vor der Situation haben muss. Wenn Dein Hund beispielsweise große Angst vor Gewitter hat, solltest Du ihn nicht trösten und alles sofort stehen und liegen lassen. Bleib einfach gelassen und mache mit dem weiter wo du gehört hast. Dein Hund wird schnell merken, dass dies keine bedrohliche Situation für ihn ist und Du als sein Rudelführer gelassen bleibst.
Um Deinem Hund die Angst vor gewissen anderen Dingen zu nehmen gilt es durch Training unerwünschtes Verhalten durch erwünschtes zu ersetzen. Dies kann viel Zeit und Geduld in Anspruch nehmen. Das Programm muss immer auf den Hund und seine Angst angepasst sein. Ein langsames, regelmäßiges und strukturiertes Training ist hier unumgänglich. Durch positive Bestärkung von Belohnungen im richtigen Moment, kannst du das gewünschte Verhalten beim Hund verinnerlichen. Wurde Dein Hund beispielsweise früher körperlich misshandelt und hat Angst vor schnellen Bewegungen mit der Hand, musst ihm diese durch positive Verstärkung nehmen, indem Du ihm mit viel Geduld, Liebe und Leckerlies beibringst keine Angst vor der Hand zu haben. Die regelmäßige Wiederholung ist hier besonders wichtig.
Auch kann die Desensibilisierung bei Angstproblemen helfen. Hier wird der angstauslösenden Reiz Schritt für Schritt näher an den Hund herangeführt. Das gleiche Prinzip kann man auch umgekehrt anwenden. Hier wird der Hund langsam an den Reiz herangeführt. Dies wird durch Belohnungen verstärkt. Man darf jedoch keinen Zwang ausüben, da sich dies kontraproduktiv auswirkt und den Hund zusätzlich stresst.
Für die richtige Verhaltenstherapie die perfekt zu Deinen Vierbeiner und dessen Bedürfnisse passt, kannst Du auch einen Hundetrainer zu Rate ziehen. Dieser wird dir und deinem Vierbeiner ein passendes Übungsprogramm zusammenstellen, welches der Angstüberwältigung dient und perfekt auf Deinen Hund zugeschnitten ist.
Der Umgang mit Angsthunden muss erst gelernt werden, aber vor allem muss man die Körpersprache des Hundes lernen. Eine unüberwindbare Hürde ist das jedoch nicht. Wir hoffen dass wir dir etwas weiterhelfen konnten. Hinterlasse uns doch einen Kommentar wie es dir ergangen ist.